Mittwoch, 29. März 2017

Von Schreibblockaden und Jetlags

Fast genau sechs Monate sind seit meinem letzten Post vergangen, und das nicht aus Faulheit, sondern weil ich im Ausland war. Sechs Monate keine kreative Beschäftigung ... Eigentlich müsste es jetzt doch nur so sprudeln, nicht wahr?

Anfangs gab es tatsächlich Zeiten, da bin ich nachts um halb zwei aufgewacht und habe vollkommen ausformulierte Kapitel herunter geschrieben. Die Zeiten sind jetzt vorbei. In der Zwischenzeit wache ich zwar immer noch um halb zwei nachts auf, allerdings meist, weil ich Hunger habe (Jetlag lässt grüßen). Es fehlt nicht an Ideen - stattdessen falle ich wieder in mein altes Verhaltensmuster hinein. Um euch einmal mitzunehmen, wie mein aktueller Tagesablauf aussieht, habe ich eine Art "Tagebucheintrag" geschrieben.

1:32 Uhr: Ich wache auf. Ich bin hungrig, wach und erkältet. Leise schlurfe ich in die Küche, mache mir einen Tee, verschütte etwas Wasser und essen zwei Zimtrollen. 

4:17 Uhr: Ich werde langsam müde, nachdem ich drei Folgen "Reign" geguckt habe. Die vier Staffeln von "Spartacus" habe ich in den letzten Nächten schon geguckt.

6:40 Uhr: Ich wache auf. Eigentlich Abendessenszeit. Ich mache mir einen weiteren Tee und frühstücke, während ich mich insgeheim dafür bewundere, wie schlecht ich darin bin, mit kochendem Wasser umzugehen. Ein paar Tropfen Tee verschütte ich auf mein linkes Hosenbein, als ich die Katze reinlasse und wieder in mein Zimmer gehe. Dort schaue ich noch einmal 2 Folgen meiner Serie.

8:22 Uhr: Ich beschließe, produktiv zu werden und fahre meinen Computer hoch. Währenddessen lege ich mich wieder in mein Bett und fange an, Blogbeiträge durchzulesen. Jemand schreibt über das Erstellen von fiktionalen Landkarten, ich bleibe hängen. 

11:08 Uhr: Ich bin jetzt bei "epischen Charaktertoden" angekommen und bin inspiriert wie sonst was. Mein Gehirn rumort und ich hole mir noch einen Tee, bevor ich mich an den Schreibtisch setze. Wieder verschütte ich Tee auf mein linkes Hosenbein. Ich habe die Begabung, immer mit links einen Schritt nach vorne zu machen, wenn ich Tee verschütte. Mein Computer hat sich in der Zwischenzeit wieder heruntergefahren. Während ich ihn erneut hochfahre, frage ich mich, wo die Katze gerade ist.

11:11 Uhr: Ich habe mein Schreibdokument geöffnet und besagte Katze steht in der Tür. Sie beobachtet mich. Normalerweise interessiert sie mich nicht. Heute ist sie sehr spannend. 

11:38 Uhr: Ich habe fast eine halbe Stunde mit der Katze geschmust. Mein Tee ist jetzt kalt. Ich gehe in die Küche und hole mir einen neuen. Ich hatte immerhin keinen Winter dieses Jahr, also genieße ich den übermäßigen Teekonsum.

14:44 Uhr: Facebook, Youtube und Co. haben mich über drei Stunden Zeit gekostet und ich habe heute noch nichts gemacht. Außerdem bin ich jetzt ziemlich müde. Ist ja schon fast wieder Schlafenszeit.

17:23 Uhr: Ich wache auf. Die Katze sitzt auf meiner Brust und schaut mich an. Ich schaue zurück. Wir schlafen wieder ein.

18:56 Uhr: Mein Magen knurrt. Mein Computer hat sich wieder heruntergefahren, meine ehemals halbvolle Teetasse ist leer und die Katze sitzt sich über die Schnauze leckend daneben. Ich gehe in die Küche und mache mir einen neuen Tee. Als ich meinen Computer zum dritten Mal an diesem Tag hochfahre, fällt mein Blick auf die Uhr. Verdammt, schon wieder den ganzen Tag nichts gemacht ... Naja, wenigstens bin ich wach und habe Stoff für einen neuen Blogbeitrag ...

Sonntag, 2. Oktober 2016

Autorenvorstellung: Karin Kaiser

Hallo liebe Buchfreunde,
heute möchte ich meine Reihe "Autorenvorstellungen" weiterführen und präsentiere Euch Karin Kaiser. Sie hat unter anderem im "Roman Verlag" veröffentlicht, so wie ich auch, weshalb es mich sehr freut, sie euch heute vorstellen zu dürfen :-)

Über alle meine Bücher zu erzählen, würde wohl den Rahmen sprengen J Mein Favorit bei den Fantasy-Geschichten ist „Vampirherz“, mein erster Fantasy-Roman, auf den ich besonders stolz bin, auch meine Venedig-Fantasy „Metamorphosis“ ist einer meiner Lieblinge, hier habe ich mal Historisches mit Fantasy verbunden. „Plötzlich Covergirl“ ist eigentlich so mein Lieblingsbaby, dies war mein erster längerer Roman überhaupt, der nach Jahren in der Schublade den Weg zum Verlag fand.

Welches Genre bevorzugst du?
Ich schreibe am liebsten Fantasy für sämtliche Altersgruppen, meist jedoch Urban Fantasy für jüngere Erwachsene. Am meisten faszinieren mich Vampire (meine glitzern NICHT ;) ). Aber ebenso gerne schreibe ich Liebesromane über Leute wie du und ich und möglichst kitschfrei. Historisches schreibe ich auch gerne, auch wenn mich dabei die Recherche manchmal schon in den Wahnsinn treibt …

Welcher Satz, den du selbst geschrieben hast, gefällt dir am besten?
„Ein Beben durchlief sie, als sie an den sinnlichen Lilienduft dachte, der sie liebkost hatte, als er ihren Sturz abfing und an die Geborgenheit, die sie in seinen Armen gespürt hatte, obwohl sie nicht lange in ihnen gelegen hatte. Hatte sie sich verliebt?“

Hast du irgendwelche Vorbilder? Wer inspiriert dich?
Cornelia Funke, Isabel Abedi, natürlich auch J.K. Rowling und einige andere …

Mit welchem deiner Protagonisten würdest du dich gerne einmal unterhalten?
Mit Dragan, dem Drachen aus „Metamorphosis“ (der übrigens in einigen Fantasy-Geschichten von mir auftaucht)

Was würde er dir vermutlich sagen?
„Komm, ich zeige dir die Schattenwelt …“

Das Schreiben – ein Beruf oder „nur“ Hobby?
Irgendetwas zwischendrin – wohl eine Art „Berufung“ J

Gibt es sonst noch etwas, was man über dich wissen müsste?
Ich liebe Skurriles – sowohl in Buch- als auch in Filmform, höre gerne Gothic-Rock und ab und an gerne mal Heavy Metal (ich weiß, es ist schwer, sich das vorzustellen, wenn man mich noch nicht so gut kennt *gg*), ich zeichne gerne und bin gerne mit Familie und Freunden unterwegs …

Links zu dir und deinem Buch 

Freitag, 16. September 2016

Mein Praktikum Update 2 - Unter Landräten

Liebe Buchfreunde,
meine fünfte Woche im Praktikum neigt sich dem Ende zu. Es wird Zeit für ein neues Update. Aus diesem Grund möchte ich euch eine Situation schildern, wie sie viele Praktikanten kennen werden ...

Ich stehe im Regen. Ich bin die erste, die da ist und von den Veranstaltern fühlt sich niemand zuständig. Ich solle warten, wurde mir gesagt. Schließlich fahren drei schicke, schwarze BMWs auf den Hof und Männer in Anzügen steigen aus. Sie greifen nach ihren Aktentaschen und schütteln einige Hände, bevor sie herüberkommen.
Sie strecken mir die Hand entgegen und ich ergreife sie zögerlich.
"Herr xy von der 123-Partei, Herr Bürgermeister abc und Herr Landrat yz", nuschelt einer von ihnen und stellt mir sich und seine Kollegen vor.
"Freut mich, mein Name ist ...", beginne ich, doch die Männer wenden sich wieder einander zu und beginnen, zu plaudern. Ich blinzle überrascht und beschließe, mich unter einen Schirm zu stellen. Kurz darauf beginnt Herr xyz aus ABC-Dorf mit einer Rede. Ich habe die Namen schon wieder vergessen und versuche, das wesentliche mitzuschreiben. Den Rest kann ich ja nachher googlen.
Der Abgeordnete der Partei 789 schließt sich ihm an und zwei weitere Journalisten knipsen Fotos. Sie sind gut drei Mal so alt wie ich, tragen ebenfalls Hemd und Krawatte. Ich stehe in Jeans, Sneakers und Pulli daneben, an dem sich ein Faden löst. Ich bin die einzige Frau hier. 
Ich zupfe an der Faden, während ich gleichzeitig versuche, beim Gespräch den Faden nicht zu verlieren.
Die Rede ist beendet, Geschenke werden überreicht und Herr 234 lädt alle Anwesenden zu einem kleinen Umtrunk ein. Ich bleibe im Hintergrund, weil ich nicht weiß, ob ich für die Getränke etwas zahlen muss. Als ich überzeugt davon bin, dass dem nicht so ist, genehmige ich mir ein Wasser. Alle anderen trinken Wein. Ich nicht. Ich trinke keinen Alkohol und bin in der Probezeit.
Daraufhin führe ich gut eine Stunde Smalltalk mit einem anderen Journalisten und stehe im Regen. Unter den Schirmen stehen die Politiker, da ist kein Platz mehr. Ich schaue auf meine Uhr und überlege mir, wann ich gehen kann.
Eine Stunde später verabschieden sich die ersten. ich bin in der Zwischenzeit klitschnass. Erneut schüttle ich allerhand Hände, lächle und nicke freundlich. Ich traue mich nicht, zu gehen, weil ich nicht weiß, bei wem ich mich verabschieden soll und wie. Außerdem will ich die anderen nicht in ihren Gesprächen stören.
Als sich einer der anderen Journalisten verabschiede, hänge ich mich an ihn und folge ihm durch die Menschenmasse, ein leises "Hat mich sehr gefreut" nach allen Seiten murmelnd. Die anderen nicken ebenfalls freundlich und sehen mich verwirrt an. Scheinbar fragen sie sich, wer ich bin und was ich hier will. Das macht aber nichts. Ich frage mich genau dasselbe ...

Eure Enya

Freitag, 19. August 2016

Mein Praktikum bei der Zeitung - Update Nr. 1

Hallo liebe Buchfreunde,

die erste Woche meines Praktikums bei der Badischen Zeitung ist um und ich habe euch gesagt, dass ich mal einen kleinen Rückblick machen werde. Am Ende meines Praktikums wird nochmal ein etwas größerer kommen, jetzt aber erst einmal zu dem, was ich nach einer Woche sagen kann.
In erster Linie muss ich meinen Job bei der Zeitung wohl mit meinem FSJ im Krankenhaus vergleichen, da ich sonst wenig Arbeitserfahrung habe. Trotzdem haben sich ein paar Vor- und Nachteile deutlich hervorgehoben.

Vorteile:

1. Ich habe wieder einen Schlafrhythmus!
Ich komme aus dem Schichtdienst - das hieß, zu jeder Tages- und Nachtzeit, unabhängig ob Wochenende oder Feiertag, arbeiten können zu müssen. Bei meinem Praktikum stehe ich circa um acht auf, weil ich um halb zehn anfangen muss. Dieser Rhythmus hat sich bei mir schon nach der ersten Woche so eingebürgert, dass ich auch heute um acht wach war. Besser als sonst: Der Schichtdienst hat mich zum Langschläfer gemacht. Mal um halb fünf nachts aufstehen, dann wieder ausschlafen bis um zwölf. Trotzdem war ich irgendwie immer müde, und besonders witzig war es, wenn ein Frühdienst auf einen Spätdienst folgte. Durch meine "wundervollen", ländlichen Busverbindungn, war ich meist so gegen elf zu Hause und habe mir meinen Wecke dann auf halb fünf gestellt. Bemerkung: Dass ich um elf zu Hause war, bedeutet NICHT, dass ich um elf schlafen gehen konnte. Denkt mal daran, was ihr nach dem Heimkommen noch machen müsst und wie lang so etwas dauert:  Essen, Abschminken, umziehen, Zähne putzen, gegebenenfalls noch duschen. Vor halb zwölf war ich seltenst im Bett.

2. Mal muss nicht die ganze Zeit rumlaufen
Bei meinem FSJ musste ich in einer acht Stundenschicht 75% davon herumlaufen, Dinge holen, einräumen, ausräumen und Leute suchen. Weitere 20% davon war ich damit beschäftigt, irgendwelche schwere Lasten zu tragen (Kartons, Geräte), Betten zu schieben oder Leute zu lagern, ihnen aufzuhelfen und sie in ein anderes Bett zu ziehen. Das geht auf Dauer in die Beine und vor allem in den Rücken. Jetzt sitze ich einen Großteil des Tages am Schreibtisch, komme aber durch einige Außeneinsätze trotzdem raus.

3. Ich kann das tun, was ich wirklich kann
Es ist eine perfekte Mischung: Die eine Hälfte des Tages fahre ich rum und rede mit Leuten, die andere Hälfte schreibe ich.Mehr gibt es dazu auch eigentlich nicht zu sagen.

Nachteile:

1. Man ist vor sechs Uhr nicht mit der Arbeit fertig
Dadurch, dass ich so spät anfange, bin ich natürlich auch erst spät fertig. Beim Schichtdienst konnte ich entweder sehr lange schlafen und eventuell vor der Schicht noch etwas erledigen, oder war um vierzehn Uhr fertig. Aktuell kommen meine Freunde unter der Woche zu kurz, da meine Abende nur noch fürs Pferd und das Training reichen. Selbst das Schreiben muss ich oft genug aufs Wochenende verschieben.
Hier hilft es aber, mich daran zu erinnern, dass das früher in der Schule auch nicht anders war. Dass ich mich Nachmittags mit Freunden treffen konnte, war einfach ein großer Vorteil des Schichtdienstes. In der Schule gab es ebenfalls Tage, an denen ich erst um sechs zu Hause war. Nur, dass ich da noch früher aufstehen musste...

2. Man sitzt die ganze Zeit rum
Jetzt mal ehrlich: Es ist mir schon etwas auf die Nerven gegangen, dass ich bei meinem FSJ der Depp für alles war und mehr am Rennen war, als die durchschnittliche Pflegekraft. Den ganzen Tag am Schreibtisch zu sitzen, ist aber auch nicht das Wahre. Grad, wenn keine Außeneinsätze anstehen, sitzt man schon sehr lange einfach nur vor dem PC.

3. Man erreicht die Leute nicht
Da sollte man doch denken, dass die Pressesprecher oder anderweitig Verantwortlichen eines Konzerns, der sich vermarkten will, ans Telefon gehen und NICHT gleich versuchen, einen abzuwimmeln, wenn es um einen Zeitungsartikel geht, der immerhin KOSTENLOSE Werbung ist. Stattdessen wird man von einer Person zur nächsten geschickt und nach dem zweiten oder dritten Anruf geht gar keiner mehr ran.
"Die ist gerade in der Mittagspause", habe ich gesagt bekommen, nachdem ich zum fünften Mal bei einer Firma angerufen habe.
"Da ist sie schon seit vorgestern Morgen", habe ich daraufhin zurückgegeben.

Könnt ihr meine Vor- und Nachteile nachempfinden? Wie würdet ihr damit umgehen? Was hat bei euch einen höheren Stellenwert: Ausschlafen oder Freizeit? Gebt mir gerne Bescheid.

Eure Enya

Dienstag, 16. August 2016

Update

Liebe Buchfreunde,

lang, lang ist's her. Ich habe eine Weile gebraucht, um wieder die Zeit zu finden, etwas zu schreiben. In der Zeit hat sich einiges getan.

1. Mein Buch "30 Tage Sommer" ist jetzt beim Karina-Verlag erschienen und über Amazon bestellbar. Den Link findet ihr auf der Seite "Meine Werke".


2. Da sind wir schon bei Punkt Nr. 2. Mein Blog ist jetzt um einen Reiter reicher. Ich habe beschlossen, meinen "Werken", eine eigene Seite zu widmen, in der Hoffnung, dass bald mehr folgen wird.

3. Zu mir: Mein FSJ ist seit Ende Mai beendet und ich habe in der Zwischenzeit fleißig geschrieben. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Ich habe den dritten Teil meiner Fantasy-Reihe beendet und den vierten begonnen. Dieses Projekt zu verwirklichen, wird mein nächster Schritt sein - frühestens allerdings nächstes Jahr. Im Oktober geht es für mich nämlich nach Neuseeland - bis Ende Februar. Aus diesem Grund wird auch in dieser Zeit wenig hier passieren.
Außerdem mache ich aktuell ein Praktikum bei der Badischen Zeitung, wo ich etwas in den Journalismus reinschnuppern möchte. Eventuell kommt in absehbarer Zukunft ein eigener Blogbeitrat über mein Praktikum online. Soviel kann ich bisher sagen: Wenn ich es mit meinem FSJ vergleiche, ist es durchaus eine abwechslungsreiche und fordernde Arbeit :D
Das wäre es erstmal auch schon wieder.
Eure Enya

Samstag, 16. Juli 2016

Autorenvorstellung: Lya Sanders

      Hallo liebe Buchfreunde,

  Heute stelle ich Euch eine weitere Autorin vor: Es handelt sich um Lya Sanders. Die Neunundzwanzigjährige hat bereits einen Jugendroman und einen Kurzroman veröffentlicht. Im Mai erscheint ihr Herzensprojekt "2033", ein Dystopieroman.
      Weiteres könnte ihr dem folgenden Autoreninterview entnehmen.

      Erzähle uns etwas über dich und dein Buch

Hallo. :) Im bürgerlichen Leben heiße ich Julia, bin 29 Jahre alt und schreibe seit 2014 unter dem Pseudonym Lya Sanders.
Mein aktuelles Schätzchen ist mein neuer Roman 2033, der am 05.05.2016 erscheint. Es ist ein absolutes Herzensprojekt und ich bin schon bis aufs Äußerste gespannt wie er bei den Lesern ankommt.

Wie viele Bücher sind von dir bereits erschienen und wo kann ein interessierter Leser sie erwerben?

Von mir gibt es bereits einen Jugendroman (Grenzwandler – Wenn aus Lügen Wahrheit wird), den man in so ziemlich jedem Online-Shop, sowie im stationären Buchhandel bestellen kann. Sowie einen weihnachtlichen Kurzroman (Aprils Weihnachtswunder), der bei Amazon erhältlich ist. Außerdem erscheint am 5.5. meine Dystopie mit dem Titel 2033, die es ebenfalls bei Amazon geben wird. Alle meine Bücher können auch direkt bei mir bestellt werden, gerne auch mit Widmung und/oder Signatur. Die eBooks gibt es ausschließlich bei Amazon, allerdings sind sie nach einer kurzen Umwandlung für alle Reader-Typen lesbar.

      Welches Genre bevorzugst du? 

Bisher habe ich mich noch nicht spezialisiert, weder beim Schreiben, noch beim Lesen, aber durch mein letztes Projekt bin ich auf den Geschmack von Dystopien gekommen.

      Welcher Satz, den du selbst geschrieben hast, gefällt dir am besten?

Mein absoluter Lieblingssatz ist leider ein Spoiler, da er ziemlich weit am Ende von 2033 auftaucht. Tut mir leid.

      Hast du irgendwelche Vorbilder? Wer inspiriert dich?

Ehrlich gesagt nicht.
Am liebsten lasse ich mich vom wahren Leben inspirieren. Es sind Begegnungen, Erlebnisse, Gerüche und Geräusche. Plötzlich gibt es einen kleinen Geistesblitz und schon sind die o.g. Eindrücke in einer neuen Idee, Szene, oder, oder, oder verwurstet.


Mit welchem deiner Protagonisten würdest du dich gerne einmal unterhalten?

Ich denke, ich würde mich für Melissa aus 2033 entscheiden.

Was würde er dir vermutlich sagen?

Ich schätze, sie würde mich fragen warum ich ausgerechnet sie in 2033 gesteckt habe und was/wie sie weiter machen soll.

Das Schreiben – ein Beruf oder „nur“ Hobby?

Schreiben ist ein Hobby. Ich schreibe dann, wenn ich will, ich schreibe das was ich will und wenn ich mal nicht will, dann schreibe ich auch mal nichts. Allerdings lege ich, spätestens nach meinen ersten stümperhaften Gehversuchen (shame on me) Wert auf Qualität. So erhalten alle meine Bücher ein professionell gestaltetes Cover und durchlaufen mindestens ein Korrektorat.


Gibt es sonst noch etwas, was man über dich wissen müsste?

So ganz spontan fällt mir nichts Spannendes ein. Ich finde mich eher normal und langweilig. :-D


Links zu dir und deinem Buch 



http://www.amazon.de/-/e/B01A064PGI/ref=dp_byline_sr_ebooks_1?ie=UTF8&text=Lya+Sanders

Dienstag, 31. Mai 2016

Polaroidgedanken #2

Hallo liebe Buchfreunde,

heute stelle ich euch die zweite Geschichte meiner Reihe "Polaroidgedanken" vor. Hierbei handelt es sich um eine Kurzgeschichte, die ich neulich geschrieben habe und die ich Euch nicht vorenthalten wollte. Sie trägt den Namen "The Girl next Door".


Ich bin der Meinung, dass jede Person, die wir im Laufe unseres Lebens treffen, eine Bedeutung hat. Zufälle gibt es nicht. Ich glaube nicht an Gott oder Karma, aber ich glaube an Schicksal. Und Schicksal war es mit Sicherheit, dass an meinem siebten Geburtstag in das Haus direkt neben uns, das zuvor Monate lang leer gestanden hatte, wieder eine Familie einzog.
Es war ein schöner Junitag, als der Umzugswagen vorfuhr. Ich war mit meinen Freunden im Garten, wo meine Eltern einen langen Tisch aufgebaut hatten. Wir spielten Topfschlagen und „Blinde Kuh“ und meine Eltern hatten mir ein Fußballtor geschenkt, das wir anschließend einweihten. Der große Wagen jedoch weckte unser aller Aufmerksamkeit.
Unser Grundstück war vom Nachbargrundstück durch einen Holzlattenzaun abgegrenzt, über den Wir zu dieser Zeit noch nicht sehen konnten. Als meine Eltern jedoch einmal nach drinnen gegangen waren, nutzten wir Jungen die Zeit, um gegenseitig auf die Schultern der anderen zu klettern und über jenen Zaun zu spähen.
Die Familie hat eine Tochter in meinem Alter, die so wie ich ein Einzelkind ist. Da wir beiden die einzigen Kinder in der Straße sind, hätten wir eigentlich schnell Freunde werden müssen, doch dem war nicht so. Lange Zeit hatte ich nicht einmal ihren Namen gekannt, bis ich einmal hörte, wie sie von ihrer Mutter „Stella“ gerufen wurde.
Obwohl ich in den nächsten Tagen nach dem Einzug regelmäßig mit meinem besten Freund Noah draußen auf der Straße auf einem alten Skateboard gesessen und gehofft hatte, dass Stella sich eines Tages zu uns setzen würde, ließ sie sich nicht bei uns blicken. Was sie tat, das wusste ich nicht, doch es dauerte nicht lange, bis ich sie regelmäßig mit zwei Mädchen aus dem Dorf sah. Von da an schrumpfte langsam meine Hoffnung, mich mit ihr anzufreunden, bis wir im September auf die gleiche Schule kamen.
Noah reißt mich aus meinen Gedanken, als er neben mir den Spind zuschlägt. Seine Bücher hat er unter dem Arm, ich stehe noch immer an meinem Schrank und  starre abwesend hinein. Mir ist entfallen, was ich tun wollte und welche Bücher ich jetzt brauche, doch Noah hilft mir. Er reicht mir mein Mathebuch und schließt dann den Spind ab. Wissend lächelnd klopft er mir auf die Schulter und schiebt mich den Gang hinab.
„Wer zaubert dir ein Lächeln ins Gesicht?“, fragt er mich dann, während wir gemeinsam auf unseren Klassenraum zusteuern.
„Als wüsstest du das nicht“, seufze ich.
Genauso wie ich hat Noah es nie gewagt, Stella anzusprechen. Anfänglich interessierten wir uns auch nicht sonderlich für sie. Sie war ein Mädchen und spielte mit ihren Freunden im angrenzenden Garten, während wir Jungs bei mir zu Hause Fußball spielten.
Noah klopfte mir erneut auf die Schulter und wir betreten gemeinsam unser Klassenzimmer. Wir sind spät dran, doch wir schaffen es, vor unserem Lehrer durch die Tür zu schlüpfen.
Ich lasse meine Tasche auf meinem Platz in der ersten Reihe nieder und Noah gesellt sich zu mir.
Stella war nie mit mir in einer Klasse gewesen. Wir waren viele Kinder in meinem Jahrgang und selbst, als wir auf die High School kamen, schaffte ich es nie, einen Kurs so zu belegen, dass ich ihn mit Stella teilte.
Mathematik zählte nie zu meinen Lieblingsfächern, obwohl ich nicht schlecht darin war. Generell war ich recht gut in der Schule, was verwunderlich war, da ich die meiste Zeit meinen Gedanken hinterher hing. Stella war allgegenwärtig und während Noah und meine Klassenkameraden sich mit Algebra, Chemie und Englisch beschäftigten, dachte ich an sie.
Als sie das erste Mal aus dem Auto ihrer Eltern stieg, trug sie ihre langen, blonden Haare offen. Sie hatte hellblaue Augen und ihre gebräunten Beine steckten in kurzen Shorts. Sie trug ein weißes, ärmelloses Oberteil und eine Kappe, die sie falsch herum aufgesetzt hatte.
Die Kappe trug sie den gesamten Sommer, immer wieder. Bald merkte ich, dass ihre Haare meist zu zwei Zöpfen geflochten waren, was ich traurig fand, da ich ihre Haare offen viel lieber mochte. Doch es sollte noch eine Weile lang dauern, bis Stella sich veränderte.
An dem Tag, an dem wir gemeinsam in der Turnhalle unserer Schule saßen und auf unsere Einschulung warteten, saß sie nur zwei Plätze von mir entfernt. Sie trug ein blaues Kleid und ihre Haare offen, was mich freute, denn den ganzen Sommer hatte ich sie nur ein, zwei Mal ohne die Zöpfe gesehen. Als wir in unsere Klassen eingeteilt wurden, hoffte ich lange, dass ihr Name direkt nach meinem aufgerufen wurde, doch dem war nicht so. Wir kamen in getrennte Klassen und ein ums andere Mal, wenn sie mit ihren Freundinnen an mir im Gang vorbei ging, überlegte ich, sie anzusprechen, doch sie war nie allein.
Selbst auf dem Heimweg kam es selten vor, dass sie ohne ihre Freundinnen nach Hause ging. Sie begleiteten sie bis an die Haustür und verabredeten sich für den Nachmittag. Ich sah ihnen zu und hoffte, dass eines Tages ihr Blick den meinen treffen würde. Doch dem war nie so.
Als die Schulglocke läutet, packten Noah und ich unsere Sachen zusammen und verließen den Raum.
Auf dem Gang begegne ich ihr. Stella hält ihre Schulbücher in der Hand, eine Tasche lässig über die Schulter geworfen. Sie trägt ihre Haare offen und sie fallen ihr bis weit über die Schulter. Von drei Freundinnen begleitet geht sie an mir und Noah vorbei, und Noah stößt mich an. Stella jedoch ist im Gespräch und ich wage nicht einmal ein leises „Hallo“.
Als Stella verschwunden ist, lacht Noah leise. Ich sehe ihr hinterher, bevor ich meine Schulbücher in meinem Schrank einschließe und auf meinen Stundenplan sehe. Es ist noch eine Schulstunde, dann ist der Unterricht beendet. Stella und ihre Freundinnen werden gemeinsam nach Hause gehen. Ich und Noah werden ihnen folgen, immer ein paar Schritte hinter ihnen. Wir werden heimlich über sie reden und Noah wird mich auslachen. Er bewundert sie, jeder Junge tut das. Einmal hatte ich beobachtet, wie ein kleiner Junge, drei oder vier Jahre jünger als wir, ihr heimlich seine Telefonnummer zusteckte. Selbst die kleinsten Jungen verfielen ihrem Charme und auch die Älteren waren nicht davor gefeit.
Stella hatte ihren ersten Freund mit vierzehn. Ich hatte sie einige Male zuvor gemeinsam gesehen. Er war Käpt’n der Footballmannschaft und zwei Jahre älter als sie. Ich hatte gesehen, wie sie in der Mittagspause gemeinsam gegessen hatten, wie sie gemeinsam lernten und miteinander auf dem Pausenhof lachten.
Bis dahin hatte ich nicht geglaubt, dass zwischen ihnen mehr als Freundschaft sein könnte. Dann jedoch war ich eines Tages vor dem Haus gesessen und er hatte an ihrer Tür geklingelt. Stella hatte ihm geöffnet, sie war ihm um den Hals gefallen und er hatte sie leicht hochgehoben. Sie waren einfach das perfekte Paar, das merkte ich sofort, ob ich es wollte, oder nicht. Den Stich im Herzen habe ich jedoch erst gespürt, als Stella ihm einen Kuss auf die Lippen drückte und von dem Moment an wusste ich, dass ich sie nicht nur bewunderte, sondern dass ich sie liebte.
Stella hatte sich verändert. Es war der Sommer, in dem wir beide dreizehn geworden waren. Der Winter war kalt gewesen und Stella war mit ihren Eltern im Skiurlaub gewesen. Ich hatte ihnen dabei zugesehen, wie sie gepackt hatten und dann waren sie lange Zeit weggewesen. Ich hatte sie vermisst, und als sie zurückgekommen war, hatte ich weitere Monate auf ihren Anblick verzichten müssen. Die Kälte hatte Stella dazu gebracht, dicke Winterkleidung zu tragen und die meiste Zeit im Haus zu verbringen. Von unserer Küche aus konnte ich in ihr Wohnzimmer spähen. Ich wollte sie nicht beobachten, doch ich konnte nicht anders. Ich sah, wie sie mit ihren Freundinnen vor dem Kamin saß, wie sie fern sah und wie sie las.
Als der Frühling kam, sah ich sie wieder von nahem. Jetzt trug Stella keine Kleidchen mehr,  sie trug kurze Hosen und enge Tops, hatte lange, glatte Beine und manchmal trug sie Schuhe mit einem kleinen Absatz. Sie benutzte Wimperntusche, Lipgloss und an ihrem Geburtstag das erste Mal Lidschatten.
Stella war zu einer Frau geworden und das war der Moment, in dem die Jungen begonnen, sie mit anderen Augen zu sehen – so wie ich es tat.
Hatte ich vorerst in ihr eine potentielle Spielkameradin gesehen, merkte ich jetzt, dass sie nicht nur geheimnisvoll und sportlich, sondern auch wunderschön und attraktiv war. Ich hatte schon zuvor gewusst, dass sie gerne turnte. Im Garten konnte ich sehen, dass sie Handstände und Purzelbäume schlug und bereits mit neun Jahren war sie in der Lage, den perfekten Spagat zu machen.
Mit vierzehn ging sie in die Cheerleader-Mannschaft unserer Schule. Ich besuchte ihretwegen jedes Footballspiel, doch die meiste Zeit war ich von ihren schlanken Beinen und ihrem muskulösen Bauch, der unter dem kurzen Top zu sehen war, abgelenkt. Nicht selten musste Noah mir am Ende erzählen, wie es ausgegangen war, damit ich am nächsten Tag in der Schule wenigstens etwas mitreden konnte.
Als wir die Middle School abschlossen, wurde Stella zur Ballkönigin gekrönt. Sie war in Begleitung ihres Freundes auf dem Abschlussball und die beiden stiegen gemeinsam auf die Bühne. Stella lachte, als sie die Krone überreicht bekam, sie war bescheiden und sagte ein paar Worte ins Mikro, dankte ihrer Familie und ihren Freunden und verließ dann unter Jubel wieder die Bühne, ihren Freund an der Hand. Die beiden waren so perfekt, dass ich einen Hass entwickelte, der mich erschreckte. Nicht auf Stella, niemals könnte ich sie hassen, aber auf ihren Freund.
„Willst du sie für immer anstarren?“, fragt Noah mich und ich schrecke dadurch aus meinen Gedanken. „Willst du deinen Kindern einmal erzählen, dass du es Jahre lang nicht gewagt hast, ihre Mutter anzusprechen?“
„Aus uns wird nie was werden“, entgegne ich energisch. „Stella ist …“
Mir fällt nichts ein. Jedenfalls ist sie anders als ich. Ich spiele nicht in ihrer Liga.
Ich habe ein paar gute Freunde, doch ich hänge fast eh nur mit Noah rum. Stella jedoch kennt jeden. Jeder kennt sie.
Als ich Noah das erste Mal davon erzählt hatte, wer mein Herz erobert hatte, hatte er mich mitleidig angesehen. Wir wussten beide, dass Stella unerreichbar war, zumal hatte sie zu der Zeit einen Freund gehabt.
„Sie sieht zwar toll aus, aber gut aussehende Mädchen sind immer dumm“, hatte Noah behauptet. „Sie sind oberflächlich und unfreundlich. Sie halten sich für etwas Besseres. Glaub mir, Stella ist keine Ausnahme.“
Wir wussten schon damals beide, dass das nicht stimmt. Stella ist nicht nur hübsch, sie ist beliebt, gut in der Schule, zuvorkommend und immer freundlich. Die Lehrer mögen sie, weil sie aufmerksam und höflich ist, die Mädchen sind neidisch auf sie, doch trotzdem gelingt es Stella, sie zu ihren Freundinnen zu machen. Sie scheint mit jeder Person auf dieser Schule eine Freundschaft zu führen, egal ob Mädchen oder Junge. Ich muss der einzige Mensch sein, der es nie in ihre Nähe schafft.
Ihren ersten Liebeskummer hatte Stella mit fünfzehn. Ihr Freund hatte sich von ihr getrennt und durch das Küchenfenster beobachtete ich, wie Stelle im Wohnzimmer saß und heulte, während ihre Eltern weg waren. Ihre Freundinnen versuchten, sie aufzuheitern, doch es dauerte lange, bis Stella wieder glücklich war.
In der Schule war sie weiterhin immer am lachen, aufgeschlossen und aufmerksam und eine Weile lang fühlte ich mich wie im siebten Himmel, weil ich das erste Mal das Gefühl hatte, mehr über sie zu wissen, als andere.
Ihr Ex-Freund hatte ein halbes Jahr darauf wieder eine neue Freundin, ein Mädchen, das nicht halb so hübsch und intelligent wie Stella war und ich fragte mich, wie er ein Mädchen wie Stella gegen seine Neue eintauschen konnte. Wenn ich es auch nur ein einziges Mal schaffen würde, mit Stella ein Gespräch zum Laufen zu bringen, ich würde nie wieder aufhören, zu reden. Das war vielleicht auch der Grund, weshalb es ganz gut ist, dass Stella und ich nie wirklich ein Wort wechseln.
Stella blieb Single. Unmengen von Jungen standen auf sie und sie bekam wahrscheinlich mehr Liebesbriefe, als alle anderen Mädchen auf dieser Schule zusammen. Dennoch ließ sie alle abblitzen. Ein weiterer Grund, weshalb ich es nicht wagte, sie einfach anzusprechen.
„Du wirst sie heute noch ansprechen, hörst du?“, fragt Noah mich, als wir uns auf den Weg in den Englischunterricht machen. „Du bist der coolste Typ, den ich kenne, sie kann dich gar nicht abweisen.“
Das stimmt nicht ganz. Stella hatte schon viel coolere Typen abgewiesen und ich wollte keine Abfuhr von ihr kassieren. Lieber schmachtete ich sie die nächsten Jahre aus der Ferne an.
Wir sind sechzehn und es steht fest, dass ich noch sicher zwei Jahre Zeit haben werde, um ihr verliebte Blicke zuzuwerfen. Da sie neben mir wohnt, werde ich vielleicht etwas Glück haben und ich werde sie noch ein paar Mal nach der Schule sehen. Was ich jedoch tun werde, wenn sie aufs College gehen und wegziehen wird, oder noch schlimmer – wenn sie eines Tages wieder einen Freund haben und zu ihm ziehen wird – das weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass, solange Stella sich in meiner Nähe befindet, kein anderes Mädchen in meinem Herzen Platz haben wird.
„Ich kann sie nicht ansprechen, Noah, versteh das doch“, bitte ich ihn und sehe mich um. Ich hoffe, dass Stella nicht in der Nähe ist und unser Gespräch vielleicht mitbekommt. Würde sie wissen, dass es sich um sie handelt? Sie ist nicht so eingebildet, als dass sie davon ausgeht, dass alle Jungengespräche sich um sie drehen. Aber früher oder später wird so doch einen meiner Blicke gesehen und ihn gedeutet haben?
Eigentlich muss ich mich nicht schämen. Ich kenne keinen Jungen, der Stella von der Bettkante stoßen würde. Dennoch ist mir die Vorstelllung peinlich, dass Stella von meinen Gefühlen für sie erfahren könnte.
Die letzte Schulstunde vergeht quälend langsam. Die Schulglocke erlöst uns von unseren Qualen und ich bin als einer der ersten aus dem Klassenzimmer draußen. Ich weiß, dass Stella den Gang herunter gerade Mathematik hatte und nur kurz darauf öffnet sich auch die Tür zu ihrem Klassenzimmer. Stella ist eine der letzten, die das Klassenzimmer verlässt. Sie ist in Begleitung von drei Freundinnen und macht sich jetzt selbst auf den Weg zu ihrem Spind. Noah und ich folgen ihr.
Ich habe gar nicht gemerkt, wie gut sie heute wieder aussieht. Sie sieht immer fantastisch aus, aber heute trägt sie ein bauchfreies T-Shirt, das sich eng an ihren Oberkörper anschmiegt und eine enge Jeans die über den Knien auf jeder Seite einen Riss hat. Ihre Sneakers müssen neu sein. Ich glaube, langsam kenne ich jedes Teil in ihrem Kleiderschrank und die Schuhe habe ich noch nie gesehen.
Ihre Haare müssen sie im Unterricht gestört haben, denn sie hat sie jetzt zu einem Zopf zusammengebunden. Sie hat mir den Rücken zugedreht, sodass ich sie nur von hinten bewundern kann. Vor den Schränken bleiben die vier stehen. Zwei von ihnen verabschieden sich von den anderen und verschwinden auf die Toilette, Stella und ihre Freundin bleiben zu zweit zurück. Kurz darauf taucht ein Junge aus der Stufe über uns auf und begrüßt Stellas Freundin. Ich weiß, dass es ihr Freund ist, also ist es nicht verwunderlich, dass sie kurz darauf zusammen verschwinden.
Mein Herz setzt einen Moment aus. Stella ist allein und ich bin nur noch fünf Schritte von ihr entfernt.
Noah erfasst die Situation ebenfalls und klopft mir auf die Schulter.
„Du machst das schon“, flüstert er mir leise zu und verschwindet ebenfalls auf die Toilette. Wie ein Idiot stehe ich allein im Gang, inmitten der Schüler, die sich ihren Weg zum Ausgang bahnen. Ich setze mich langsam in Bewegung und bleibe zwei Schritte vor Stella stehen. Sie sieht mich nicht, hat den Blick auf ihren Spind gerichtet und kramt darin herum. Ich öffne den Mund, um etwas zu sagen, doch mir fällt nicht einmal ein guter Gruß ein. Ich könnte einfach „Hallo“ sagen. Ein „Hi“ würde es auch tun, falls ich mir etwas Zweisilbiges nicht zutraue. Es wäre ganz einfach.
Ich jedoch stehe da wie ein Idiot und sage nichts.
Stella schließt ihren Spind ab und dreht sich um. Einen Moment fällt ihr Blick auf mich, sie scheint mich zu erkennen. Jedenfalls, da bin ich mir sicher, kann sie mich zuordnen. Sie hat mich schließlich auch schon das ein oder andere Mal auf der Straße vor meinem Haus gesehen. Sie wirft mir ein freundliches Lächeln zu und schultert ihre Tasche. Wenn ich jetzt nichts sage, dann verschwindet sie und wer weiß, wann ich die nächste Gelegenheit bekomme. Ich hole Luft und öffne den Mund.
„Hey.“
Stella fährt herum. Hinter ihr steht ein kräftiger Typ mit dunklen Haaren, er hat seine Hände auf ihre Hüften gelegt und bei seinem Anblick legt sein ein Lächeln auf Stellas Lippen.
„Hey“, sagt auch sie und stellt sich auf die Zehenspitzen. Kurz darauf werde ich Zeuge des innigsten Kusses, den ich je gesehen habe. Als die beiden voneinander ablassen, lächelt Stella breit und in ihren Augen sehe ich, dass sie verliebt ist. Wirklich verliebt.
Sie nimmt die Hand ihres Freundes und  eine Sekunde dreht sie sich noch einmal leicht in meine Richtung, offenbar erstaunt darüber, dass ich noch immer da bin. Nochmal lächelt sie, dann gehen sie zusammen weg und ich bleibe zurück.
Das Stechen in meinem Herzen ist mir in der Zwischenzeit bekannt, doch dieses Mal ist es stärker. Mein Verstand weiß sofort, was Sache ist, nicht so wie bei Stellas erstem Freund. Er gibt mir keine Pause, er sagt mir sofort, dass ich sie nie erreichen werde, dass ich nicht gut genug bin.
Stella ist und bleibt außerhalb meiner Reichweite und ich sehe dem Pärchen zu, wie sie gemeinsam auf den Ausgang zusteuern.
Ich schlucke den Kloß im Hals herunter und schultere meine Tasche. Stellas letzte Beziehung hat ein halbes Jahr gehalten. Ich bin schon seit drei Jahren in sie verliebt, die letzten sechs Jahre davor schon wusste ich, dass das Schicksal etwas für uns vorgesehen hat. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass ich noch eine Chance bekommen werde.
Vielleicht in einem halben Jahr, vielleicht erst in einem oder in drei. Aber sie wird nicht für immer mit diesem Typen zusammenbleiben.
Ich nehme meine Tasche. Noah kommt von der Toilette und fragt mich, wie es lief. Ich zucke die Schultern und sorge dafür, dass er nicht sieht, wie Stella und ihr Freund händchenhaltend vor dem Schulhof stehen, wie sie ihm einen Kuss gibt. Die beiden sind wirklich süß. Sie sind so verliebt. Ich kann warten, und das werde ich auch.

Ich warte lange. Zwei Jahre gehen vorbei und der Abschluss kommt. Stella wird Ballkönigin, was mich nicht wundert. Wieder erklimmt sie mit ihrem Freund die Stufen zur Bühne und sie sehen so glücklich aus, wie am Anfang.
Stella zieht weg, ich gehe aufs College, an Weihnachten besuchen wir beide unsere Familien und ich sehe durchs Küchenfenster, dass Stella ihren Freund dabei hat.
Wir schließen das College zur gleichen Zeit ab und feiern am selben Tag mit unserer Familie, nur einen Garten voneinander entfernt. Ihr Freund sitzt neben ihr, hält ihre Hand.
Ich warte.
Ich treffe Stella auf der Straße, wir nicken uns zu. An ihrer Hand sehe ich einen Ring.
Ich warte weiter.
Zwei Jahre darauf an Weihnachten sind sie nicht mehr alleine. Ich sehe aus dem Küchenfenster, wie Stella mit ihrer Familie Geschenke auspackt. Neben dem Sofa steht ein Kinderwagen und Stellas Mutter trägt ihr Enkelkind im Arm.
Ich beginne zu verstehen, dass meine Chance nicht kommen wird.
Doch ich warte.