Montag, 28. März 2016

Polaroidgedanken #01

Hallo liebe Buchfreunde,

In meinem ersten Post des Jahres 2016 habe ich euch bereits von meiner neuen Reihe erzählt, die ich starten möchte. Sie nennt sich "Polaroidgedanken" und wir ein kurzer und fiktiver Text sein, der nur aus einem kurzen Augenblick besteht - so, als würde man ein Polaroidfoto betrachten (daher auch der Name... klingt logisch, oder?).
Die Idee dazu habe ich von einer lieben Freundin, die so etwas ebenfalls auf ihrem Blog gestartet hat. Den Link dazu habe ich euch bereits in meinem ersten Post gesetzt.
Nun genug der großen Worte. Hier mein erster Text in meiner Reihe "Polaroidgedanken":

Bodenlos.

Ganz allein steht sie am Abgrund. Unter ihr rauscht das Meer. In weiter Ferne am Horizont sind weiße Punkte zu erkennen. Segelschiffe.
Die untergehende Sonne spiegelt sich auf dem Meer, das in der Ferne glatt wie ein Spiegel ist.
Sie stand schon so oft hier oben, die Fußspitzen an der Klippe, unter den Zehen bröckeln die ersten Steinchen weg. Wenn sie fallen, so fallen sie tief und von hier oben ist es kaum zu erkennen, ob sie in den Tiefen des Meeres versinken oder an den großen Felsen im Wasser zerschellen.
Die Anziehung der Tiefe ist magisch. Plötzlich fühlen sich ihre Füße viel schwerer an, ihr Körper scheint dem Ruf der Tiefe endlich nachgeben zu wollen, doch sie gehorcht nicht. Regungslos blickt sie nach unten.
Leicht bewegt sie die Zehen, nur, um erschreckt die Luft anzuhalten, als sich ein Kieselstein unter ihren Schuhen löst. Wie in Zeitlupe prallt er auf den kleinen Vorsprung unter ihr, kaum zwei Finger breit, bevor er in der Tiefe verschwindet.
Es ist jetzt fast ganz dunkel geworden.
Noch immer ragen ihre Zehen ein kleines Stück über den Abgrund und sie fühlen die unendliche Schwere und Bodenlosigkeit. Es könnte so einfach sein. Ein Schritt genügt. Nur die Angst hält sie zurück. Sie schließt die Augen und breitet die Arme aus.
Nicht dieses Mal.