Samstag, 22. August 2015

Warum Protagonisten tun, was sie tun ...

Hallo liebe Leser,

In der letzten Zeit habe ich mich immer wieder mal durch Rezensionen geklickt - teilweise durch die meiner eigenen Bücher, teilweise auch durch fremde. Häufig finden sich darin Passagen wie: "Die Hauptpersonen haben verständlich interagiert", oder "Ich konnte die Handlungen der Personen nicht nachvollziehen", sehr gerne auch etwas emotionaler "Warum tut er das nur??!". Nun komme ich als Autor ebenfalls an meine Grenzen, wenn ich Dinge lese wie "Warum tut er das nur?" und "Konnte die Handlungen nicht nachvollziehen". Denn - ob ihr es glaubt oder nicht - so geht es mir gar nicht allzu selten ebenfalls.

Auch, wenn manche von euch es wahrscheinlich gar nicht mehr hören können - meine Geschichten entstehen beim Schreiben. Dies führt dazu, dass meine Personen zunehmen einen eigenwilligen Charakter annehmen - schließlich ist es ihre Geschichte, nicht meine.
Nehmen wir beispielsweise einmal Emily, Protagonistin meines Romans "Lightning Pioneer". Wie oft habe ich beim Schreiben gedacht: "Lass das, tu das nicht". Was sie ihren Geschwistern alles erzählt, sich jedoch selbst nicht daran hält ... Wie sie ihre eigenen Ratschläge nicht beherzigt und blind vor Liebe jeglicher Vernunft trotzt.
Ich weiß es besser. Ich weiß, dass sie Mist baut, aber ich kann sie nicht aufhalten. "Emily, lass das", sage ich immer wieder. Aber sie hört einfach nicht.
Ein weiteres Beispiel, vielleicht mein Lieblingsbeispiel: Len, ein eigentlich schlauer, junger Bursche von sechzehn Jahren, sympatisch, gut aussehend und so weiter, kennt man ja ... Ich gebe es zu, der Junge ist mir echt ans Herz gewachsen, trotzdem kann ich ihn nicht vor seiner eigenen Dummheit retten. Viel zu oft stand ich schon da, habe die Hände in die Hüften gestemmt und drohend gesagt: "Junger Mann, du lässt jetzt sofort diesen Unsinn und denkst einmal ein bisschen an dich und deine Zukunft."
"Nö", war seine Antwort. "Ich mache, was ich will", setzte er meistens noch provozierend hinzu. "Wenn du das machst, geht das für dich nicht gut aus, das weiß ich besser, als du. Ich habe die anderen Personen erfunden und ich weiß, was sie machen werden", versuche ich ihn zu warnen. Er jedoch verschränkt nur die Arme vor der Brust.
"Ich bestimme hier."
Und mir bleibt nichts anderes übrig, als seufzend zuzusehen, wie er in sein Verderben rennt.
"Dabei will ich doch nur euer bestes", seufze ich ein ums andere Mal. Aber das interessiert meine Protagonisten nicht - und das ist vielleicht auch ganz gut so. Wer wollte schon ein Buch lesen, in dem sich die junge Protagonistin von dem jungen Mann fernhält, der ihr den Kopf verdreht und sie in den größten Schlamassel hineinzieht? Wer will einen Roman lesen, in dem es keinen Konflikt gibt, in dem jedes Problem ruhig und besonnen gelöst wird, ohne dass Spannung aufgebaut wird?
Ich lasse also meine Personen handeln, wie sie handeln wollen.

Ich könnte sie ja ohnehin nicht davon abhalten...


Eure Enya

2 Kommentare:

  1. Oh je das kenne ich selbst nur zu gut. Wenn die eigenen Charaktere ihr Eigenleben entwickeln und absolut nicht das machen was sie sollten. Das ist furchtbar. :D Und der ganze Verlauf der Geschichte verändert sich.
    Wobei es ja im Grunde auch recht interessant ist. Oft wird man als Autor selbst von seinen Protagonisten überrascht. :D

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    1. Jahaa, der Grund, warum meine Protas die Storys schreiben und nicht ich :D

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